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Leben
ist Überleben
Teil 1/ Teil
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„Wir sind Erben – das soll nicht
sagen, daß wir dies oder das haben oder bekommen, dass irgendeine
Erbschaft uns eines Tages um dies oder das bereichern wird, sondern dass
Sein dessen, was wir sind, in erster Linie Erbschaft ist, ob wir es wollen
und wissen oder nicht.“
Jacques Derrida
„Überleben ist etwas Ursprüngliches“.
Überleben ist für Derrida nicht etwas, das zusätzlich zu
Leben und Tod möglich ist, sondern etwas, das als strukturale Dimension
immer schon hinter oder vor uns liegt. Überleben ist etwas Strukturelles.
„Leben ist Überleben“.
Was Derrida über das Schreiben von Büchern sagt, gilt genauso
für das Interview. Die Unmittelbarkeit, das Lebendige, das besonders
in der literarischen Gattung des Interviews suggeriert wird – hier
kann man endlich einmal unmittelbar fragen und verstehen – wird
sofort wieder aufgehoben. Die Stimme tritt ein in den Raum der Schrift
aus dem sie aber auch gekommen ist. Der Raum der Schrift gibt uns einerseits
überhaupt erst die Möglichkeit authentisch zu sprechen und hebt
doch andererseits dieses Authentische wieder auf. Derrida spricht in seinem
letzten Interview davon, dass alle diese mündlichen oder schriftlichen
Gesten, die wir schon zu Lebzeiten produzieren, uns verlassen und unabhängig
von uns agieren „wie Maschinen, im besten Falle wie Marionetten...Ich
lasse ein Stück Papier da, ich gehe, ich sterbe: Es ist unmöglich,
sich dieser Struktur zu entziehen, sie ist die konstante Form meines Lebens.
Jedes Mal, wenn ich etwas von mir gebe, (er)lebe ich meinen Tod in der
Schrift.“ das klingt, jetzt wo Derrida tot ist, wie ein Vermächtnis.
Und weiter: „Die äußerste Prüfung: Man enteignet
sich, ohne zu wissen, wem die Sache, die man hinterlässt, anvertraut
wird. Wer wird erben, und wie? Wird es überhaupt Erben geben? Das
ist eine Frage, die man sich mehr denn je stellen muss“.
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