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Marx´ Gespenster
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Leben ist Überleben

Teil 1/ Teil 2/

„Wir sind Erben – das soll nicht sagen, daß wir dies oder das haben oder bekommen, dass irgendeine Erbschaft uns eines Tages um dies oder das bereichern wird, sondern dass Sein dessen, was wir sind, in erster Linie Erbschaft ist, ob wir es wollen und wissen oder nicht.“
Jacques Derrida

„Überleben ist etwas Ursprüngliches“. Überleben ist für Derrida nicht etwas, das zusätzlich zu Leben und Tod möglich ist, sondern etwas, das als strukturale Dimension immer schon hinter oder vor uns liegt. Überleben ist etwas Strukturelles. „Leben ist Überleben“.
Was Derrida über das Schreiben von Büchern sagt, gilt genauso für das Interview. Die Unmittelbarkeit, das Lebendige, das besonders in der literarischen Gattung des Interviews suggeriert wird – hier kann man endlich einmal unmittelbar fragen und verstehen – wird sofort wieder aufgehoben. Die Stimme tritt ein in den Raum der Schrift aus dem sie aber auch gekommen ist. Der Raum der Schrift gibt uns einerseits überhaupt erst die Möglichkeit authentisch zu sprechen und hebt doch andererseits dieses Authentische wieder auf. Derrida spricht in seinem letzten Interview davon, dass alle diese mündlichen oder schriftlichen Gesten, die wir schon zu Lebzeiten produzieren, uns verlassen und unabhängig von uns agieren „wie Maschinen, im besten Falle wie Marionetten...Ich lasse ein Stück Papier da, ich gehe, ich sterbe: Es ist unmöglich, sich dieser Struktur zu entziehen, sie ist die konstante Form meines Lebens. Jedes Mal, wenn ich etwas von mir gebe, (er)lebe ich meinen Tod in der Schrift.“ das klingt, jetzt wo Derrida tot ist, wie ein Vermächtnis. Und weiter: „Die äußerste Prüfung: Man enteignet sich, ohne zu wissen, wem die Sache, die man hinterlässt, anvertraut wird. Wer wird erben, und wie? Wird es überhaupt Erben geben? Das ist eine Frage, die man sich mehr denn je stellen muss“.