Home
Projektbeschreibung
Marx´ Gespenster
Impressum + Kontakt


Home/ Interviews/ Jonathan Meese








Iring Fetscher
Michael Hardt
Ilya & Emilia Kabakov
Slavoj Zizek
Peter Bürger
Alfred Hrdlicka
Wolfgang Fritz Haug
Jonathan Meese




 

Intro/ Interview/ Biografie/

Zu Jonathan Meese fällt mir spontan nur folgender Satz ein: Wenn die Revolution so sympathisch daherkommt, dann muss man einfach mitmachen. Ich hatte ihm mit meiner Interviewanfrage auch eine Ausgabe der von mir herausgegebenen Reden Adolf Hitlers zur Kunst- und Kulturpolitik mitgeschickt und bekam als Antwort nicht nur eine Zusage, sondern ein Paket mit Katalogen und Büchern seiner Arbeiten, die er für mich signiert und mit Illustrationen versehen hatte. Das Hitlerbuch hatte er schon, wie ich viel später erfahren habe, und Kataloge zu beschriften und mit kleinen Zeichnungen zu versehen, ist Teil seiner Kunst, ich meine, sogar ein wichtiger. Wir waren vor den Deichtorhallen in Hamburg verabredet, wo gerade seine Ausstellung „Mama Johnny” lief. Jonathan war 10 Minuten zu spät, also mehr als pünktlich, wenn man seinen Terminkalender kennt. Trotzdem hat er sich gleich für die Verspätung entschuldigt. Noch bevor wir in die Ausstellung kamen, wurde er von einem jungen Paar vor der Tür angesprochen und war sofort in ein „kurzes“ Gespräch verwickelt. Drinnen ging’s dann grad so weiter. Das Personal war hocherfreut ihn zu sehen, ein Aufseher hatte sogar extra daheim am Computer einen eigenen „Meese-Katalog“ fabriziert und diskutierte jetzt mit Jonathan über die Qualität von Druckern. Endlich hatten wir uns dann in der Kindermalecke des museumspädagogischen Dienstes hinter einem Vorhang „versteckt“ und konnten beginnen. Eine Kindermalecke passt sehr gut zu Jonathan, wie sich später im Gespräch herausstellte. Das Beste an Picasso, Nietzsche, Heidegger und seinen sonstigen Idolen sei, dass sie wie Kinder seien. Das Gespräch verlief sehr nett und bescheiden, es entwickelte sich ein intensiver Dialog, was nach dem „Monolog“ mit Slavoj Zizek eine ungewohnte Erfahrung für mich war. Erst bei der Transkription bemerkte ich dann richtig, wie gut Jonathans Antworten waren und dass sich dahinter eine facettenreiche Theorie verbirgt, die auf ihre Entfaltung wartet, das heißt,. seine Kunst ist die Entfaltung dieser Theorie und umgekehrt. Nach dem Interview wurde Jonathan sofort von einem älteren Ehepaar in Beschlag genommen und kam erst nach einer halben Stunde wieder. Das Bild passt auch ganz gut: Sobald Jonathan hinter dem „Vorhang“ auftaucht, wird er zur öffentlichen Person, er besitzt mittlerweile einen „Star-Status“, wie es ihn in der Kunstwelt schon lange nicht mehr gegeben hat. Alle lieben Jonathan Meese, alle wollen Jonathan Meese. Die Ausstellung in den Deichtorhallen hat mich dann regelrecht umgehauen. Nicht nur die Intensität und Qualität der Arbeiten, sondern auch die Tatsache, dass es hier jemand offensichtlich wieder ernst meint mit der Revolution. Auch wenn sie hermetisch ist, auch wenn sie diesmal von den Dingen ausgehen soll. Solche Positionen gibt es in der Kunstwelt eigentlich gar nicht mehr und das macht ihren Charme und ihre Glaubwürdigkeit aus. Wie gesagt, wenn die Revolution so sympathisch daherkommt, dann muss man einfach mitmachen.